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Stellungnahme von F. Möller zum Dekret des Bischofs zu Marpingen
 
Der Trierer Bischof Dr. Reinhard Marx hat am 13. Dezember 2005 ein Dekret zu den Ereignissen von Marpingen erlassen. Es lautet:
„Es steht nicht fest, dass den Ereignissen in Marpingen aus den Jahren 1876 und 1999 ein übernatürlicher Charakter zukommt.“
Dieses Dekret und so manche Erläuterungen von Journalisten hat bei vielen Gläubigen für Zweifel, Misstrauen und Unmut gesorgt. Nun möchte ich die Erläuterungen des Bischofs zu diesem Dekret vorstellen und dazu Stellung nehmen.

„Im Jahre 1876 soll im Marpinger Härtelwald die allerseligste Jungfrau Maria drei achtjährigen Mädchen erschienen sein. Die behaupteten Erscheinungen wurden von der Kirche nie als übernatürlich anerkannt. Zu einer förmlichen kirchenamtlichen Untersuchung mit abschließendem Urteil kam es jedoch nicht. Im Sommer 1999 wurde wiederum von „Erscheinungen“ in Marpingen berichtet, die mit denjenigen von 1876 in Zusammenhang gebracht wurden. Dieses Mal wollten drei junge Frauen die Gottesmutter zu wiederholten Malen gesehen bzw. gehört haben. Da diese Ereignisse großes Aufsehen erregten und viele Menschen anzogen, sah sich der damalige Bischof von Trier, Bischof Dr. Hermann Josef Spital, veranlasst, am 1. September 1999 eine Untersuchungskommission von 5 Theologen einzusetzen mit dem Auftrag, die Vorgänge in Marpingen von 1876 und 1999 sorgfältig daraufhin zu prüfen, ob ihnen ein übernatürlicher Charakter zugesprochen werden müsse. Die Kommission hat am 1. Dezember 2004 dem Nachfolger von Herrn Bischof Dr. Spital, Herrn Bischof Dr. Reinhard Marx einen umfangreichen abschließenden Bericht über ihre Arbeit vorgelegt....“

Hierzu waren alte Akten hinzugezogen worden, es ist der Inhalt der Botschaften von 1999 untersucht worden, die drei Frauen sind befragt worden, man hat Zeugen vernommen und Literatur und Filmmaterial über die Ereignisse beachtet. Es sind Gutachten erstellt worden von Fachtheologen und Humanwissenschaftlern.

„Die Kommission hatte zu der folgenden Frage ein Votum abzugeben: Steht es mit moralischer Gewissheit fest, dass die Geschehnisse von Marpingen aus den Jahren 1876 und 1999 nur auf übernatürliche Weise zu erklären sind?“

Dass die Geschehnisse „nur auf übernatürliche Weise zu erklären sind“, das halte ich für überhaupt nicht möglich. Der Begriff „nur“ scheint mir hier zu viel zu sein. Wenn wir unseren Blick auf die Geschehnisse von Lourdes oder Fatima richten, die kirchlich anerkannt sind, dann könnte man auch bei diesen behaupten, dass sie nicht nur als übernatürlich zu erklären sind. Die Theologie stelle ich selbstverständlich nicht in Frage und auch nicht die Richtlinien der kirchlichen Untersuchung, allerdings frage ich mich, ob die untersuchenden Theologen im richtigen Geist geprüft haben. Wenn man versucht, übernatürliche Ereignisse nur theologisch zu beweisen, wird dies nicht möglich sein. Es ist immer Vorraussetzung, um an ein derartiges Ereignis zu glauben, dass nichts darin der Lehre der Kirche widerspricht. Ohne das Forschen im Gebet nach der Wahrheit, wie es z.B. üblich ist bei Synoden, bleiben die Geheimnisse Gottes verhüllt. Ich habe Theologen gehört, die nicht einmal an die Ereignisse in Fatima glauben. Und bei manchen, die es doch behaupten, zu tun, vermisse ich entsprechende Konsequenzen hieraus. Theologie darf keine bloße Theorie sein. Was rettet ist der Glaube, in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche. Die Lehre selber rettet niemanden. Ich habe allzu viele Theologen erlebt, die alles wissen aber es nicht wirklich glauben und vieles falsch deuten. Die Wahrheit, die uns vor Irrtümern bewahrt oder davon befreit, ist verbunden mit einem Sinn für das Heil (sie verlangt Umkehr). Als Bischof H. J. Spital damals öffentlich in den Medien gesagt hat, dass er nicht daran glaube, was in Marpingen geschah, da habe ich mir die Frage gestellt, mit welcher Einstellung seine Theologen die Untersuchung der Geschehnisse durchführen werden?

Noch einmal zur Frage, ob die Geschehnisse... nur auf übernatürliche Weise zu erklären sind. Hierin liegt ein formeller Fehler vor. Es dürfte nicht heißen: „auf übernatürliche Weise“, sondern: „als übernatürlich“. Die Formulierung: „auf übernatürliche Weise zu erklären sind“,  bedeutet, dass die Erklärung übernatürlich sein muss, demnach mit einer übernatürlichen Weise geschehen müsste. Nicht aber, dass das Geschehene selber als übernatürlich erklärt werden muss.

In der Erläuterung von Trier heißt es weiter: „Bei der Untersuchung der angesprochenen Ereignisse von Marpingen ergaben sich für die Kommission auf Grund der erhobenen Fakten und der eingeholten Gutachten allzu begründete Zweifel an dem übernatürlichen Charakter der behaupteten Erscheinungen. Die zusammengetragenen Beweismittel in ihrer Gesamtschau lassen nach der einstimmigen Überzeugung der Kommission klar und deutlich erkennen, dass die Übernatürlichkeit nicht feststeht. Detaillierte Angaben zu den Gründen, die für dieses Votum ausschlaggebend waren, können aus Rücksicht auf die Persönlichkeitssphäre der an den Geschehnissen  beteiligten Personen nicht an die Öffentlichkeit gebracht werden. Es werden daher auch keine Namen genannt.“

Das Ergebnis „dass die Übernatürlichkeit nicht feststeht“, ist als solches gar nicht so schlimm. Es gibt von der Kirche her drei Urteilsmöglichkeiten:

        a)    Es steht fest, dass die Ereignisse übernatürlich sind
        b)    Es steht nicht fest, dass die Ereignisse übernatürlich sind
        c)    Es steht fest, dass die Ereignisse nicht übernatürlich sind

Schlimm wäre, wenn es hieße: „Es steht fest, dass die Ereignisse nicht übernatürlich sind“. Das über Marpingen gefällte Urteil (Punkt b) lässt die Sache offen. Enthielte das in Marpingen Geschehene etwas der Lehre der Kirche (grundsätzlich) Widersprechendes oder stellte es eine Gefahr für das geistliche Leben dar, dann wäre der Bischof verpflichtet die Gläubigen deutlich darauf hinzuweisen. Wäre es schwerwiegend, dann bestünde auch ein Widerspruch darin, dass die Gebetsstätte im Härtelwald erhalten bleiben soll. Diese Gebetsstätte mit errichteter Kapelle ist ja erst durch die Ereignisse in Marpingen von 1876 entstanden. In der Erläuterung des Dekrets heißt es: „Die Marienkapelle im Marpinger Härtelwald behält den Charakter als Ort des Gebetes und der Verehrung der Gottesmutter...“

In einem offenem Brief des Bischofs an den Pfarrer von Marpingen, schreibt er: „Marpingen ist seit vielen Jahrhunderten ein Ort der Marienverehrung. Der Härtelwald ist vor über 100 Jahren eine Stätte des Gebetes und der Verehrung der seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria geworden. Das soll auch so bleiben. Deshalb ist es mir ein Anliegen der großen Zahl der Besucherinnen und Besucher der Gebetsstätte Härtelwald die nötige seelsorgerliche Zuwendung zu geben...  Ohne solche Orte wäre die Kirche ärmer und das Glaubensleben kälter und unfruchtbarer...“

Was vielen Menschen Zweifel bereitet, ist, welche Personen Gott erwählt und wie sehr er dabei die gegebenen Umstände (z.B. Temperament, Charakter, Empfindlichkeit) berücksichtigt. Auch Inhalte von Botschaften erscheinen uns anfangs oft unglaubwürdig. Als sich die Mutter Gottes in Lourdes die unbefleckte Empfängnis nannte, wurde dies auch erst später angenommen. Dass sie unbefleckt empfangen ist, das war klar, aber dass sie selber sich als die unbefleckte Empfängnis bezeichnete, bereitete anfangs großen Zweifel. Unser menschliches Denken und Deuten können wir nur in Demut und Gebet überwinden. Wer über Gotteserfahrungen verfügt, wer ihn in seinem Leben erkannt hat, der weiß sehr wohl, dass Gott so einfach wirkt, dass man leicht daran zweifeln kann, dass er es ist. Sogar ein größeres Wunder braucht den Glauben. Die Gnade baut auf die Natur (II Vat.), was bedeutet, dass Gott auf den einzelnen eingeht und ihn auch mit seiner Eigenart und sogar Unvollkommenheit und Gebrechlichkeit benutzt. Meistens geschieht es auf völlig unspektakuläre Weise – wobei wir immer noch Menschen bleiben. „Das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu  machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.“ (1 Kor 1,27). In der Überhebung wird er immer unerkannt bleiben.

In der Erläuterung gibt es den Hinweis, dass es in Rücksprache mit der Römischen Glaubenskongregation und der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz zu diesem Dekret kam. Hier kann ich nur meine persönliche Meinung äußern: Ich denke, wie in anderen Fällen auch, wird Rom sich zu dieser Sache nicht geäußert haben, denn dann wäre eine Stellungnahme veröffentlicht worden. Es ist bis dahin auch nicht die Aufgabe der Glaubenskongregation eine Klärung herbeizuführen, sondern Sache des zuständigen Bischofs. Eine Zustimmung auf den Bericht der Untersuchung gibt es laut Trier auch nur von der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Bischof Dr. Reinhard Marx schließt sich in folgendem Punkt seinem Vorgänger an: „Damit bleibt es bei der Anordnung von Bischof Dr. Hermann Josef Spital vom August 1999, dass in der kirchlichen Verkündigung weder formell noch materiell von „Erscheinungen“  himmlischer Personen in Marpingen, von „Seherinnen“ und von dort ergangenen „Botschaften des Himmels“ gesprochen oder geschrieben werden darf. Publikationen jedweder Art, die im Widerspruch zu dem oben genannten Dekret stehen, dürfen in kirchlichen Räumen nicht verbreitet werden“.

Wir sind es ja gewohnt, dass in kirchlichen Räumen und auch in der Verkündigung vielerorts, nicht besonders viel von ähnlichen Dingen zu finden ist.

Sollte die ganze Sache tatsächlich „inszeniert“ gewesen sein oder bloße „Phantasie“, wäre es jedenfalls im Positiven sehr erfolgreich. Denn am letzten Tag der Ereignisse, am 17. Oktober 1999, versammelten sich über 40.000 Menschen zum Gebet. Und der dabei herrschende Friede und die Freude wurde auch von der Polizei als recht außergewöhnlich bezeugt. Die gehörten Worte waren nicht nur für die Anwesenden, sondern auch für viele Menschen die sie später lasen, eine große Hilfe zur Glaubensvertiefung, Gebetserneuerung, zu mehr Aufmerksamkeit und Liebe zur Hl. Eucharistie, zum Kreuz und zur Beichte... . Eine Familie z.B. sagte, sie habe sich durch Marpingen bekehrt. Durchweg sehr positive Früchte. Neben der Katechese von Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln im vergangenen Jahr, war dies meines Wissens nach die größte Katechese in den letzten Jahren in Deutschland.

Der Eifer der Seelsorger, das Wissen der Theologen und der Beitrag, das Zeugnis und Gebet der Gläubigen mögen zusammenwirken im Geist Gottes und so zum Sieg der Wahrheit beitragen. Verlieren wir den Mut nicht!

Der Triumph des unbefleckten Herzens Mariens hat begonnen und geht voran!

(Die Botschaften von Marpingen aus dem Jahre 1999 in Taschenbuchform mit zahlreichen Fotos und Ortsbeschreibung erhalten Sie beim Parvis - Verlag www.parvis.ch )

www.rufderliebe.org