„Im
Jahre 1876 soll im Marpinger Härtelwald die allerseligste Jungfrau Maria drei
achtjährigen Mädchen erschienen sein. Die behaupteten Erscheinungen wurden von
der Kirche nie als übernatürlich anerkannt. Zu einer förmlichen
kirchenamtlichen Untersuchung mit abschließendem Urteil kam es jedoch nicht.
Hierzu
waren alte Akten hinzugezogen worden, es ist der Inhalt der Botschaften von 1999
untersucht worden, die drei Frauen sind befragt worden, man hat Zeugen vernommen
und Literatur und Filmmaterial über die Ereignisse beachtet. Es sind Gutachten
erstellt worden von Fachtheologen und Humanwissenschaftlern.
„Die
Kommission hatte zu der folgenden Frage ein Votum abzugeben: Steht es mit
moralischer Gewissheit fest, dass die Geschehnisse von Marpingen aus den Jahren
1876 und 1999 nur auf übernatürliche Weise zu erklären sind?“
Dass
die Geschehnisse „nur auf übernatürliche Weise zu erklären sind“,
das halte ich für überhaupt nicht möglich. Der Begriff „nur“
scheint mir hier zu viel zu sein. Wenn wir unseren Blick auf die Geschehnisse
von Lourdes oder Fatima richten, die kirchlich anerkannt sind, dann könnte man
auch bei diesen behaupten, dass sie nicht nur als übernatürlich zu erklären
sind. Die Theologie stelle ich selbstverständlich nicht in Frage und auch nicht
die Richtlinien der kirchlichen Untersuchung, allerdings frage ich mich, ob die
untersuchenden Theologen im richtigen Geist geprüft haben. Wenn man versucht,
übernatürliche Ereignisse nur theologisch zu beweisen, wird dies nicht möglich
sein. Es ist immer Vorraussetzung, um an ein derartiges Ereignis zu glauben,
dass nichts darin der Lehre der Kirche widerspricht. Ohne das Forschen im Gebet
nach der Wahrheit, wie es z.B. üblich ist bei Synoden, bleiben die Geheimnisse
Gottes verhüllt. Ich habe Theologen gehört, die nicht einmal an die Ereignisse
in Fatima glauben. Und bei manchen, die es doch behaupten, zu tun, vermisse ich
entsprechende Konsequenzen hieraus. Theologie darf keine bloße Theorie sein.
Was rettet ist der Glaube, in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche. Die
Lehre selber rettet niemanden. Ich habe allzu viele Theologen erlebt, die alles
wissen aber es nicht wirklich glauben und vieles falsch deuten. Die Wahrheit,
die uns vor Irrtümern bewahrt oder davon befreit, ist verbunden mit einem Sinn
für das Heil (sie verlangt Umkehr). Als Bischof H. J. Spital damals öffentlich
in den Medien gesagt hat, dass er nicht daran glaube, was in Marpingen geschah,
da habe ich mir die Frage gestellt, mit welcher Einstellung seine Theologen die
Untersuchung der Geschehnisse durchführen werden?
Noch
einmal zur Frage, ob die Geschehnisse... nur auf übernatürliche
Weise zu erklären sind. Hierin liegt ein formeller Fehler vor. Es dürfte
nicht heißen: „auf übernatürliche Weise“, sondern: „als übernatürlich“.
Die Formulierung: „auf übernatürliche Weise zu erklären sind“,
bedeutet, dass die Erklärung übernatürlich sein muss, demnach mit
einer übernatürlichen Weise geschehen müsste. Nicht aber, dass das Geschehene
selber als übernatürlich erklärt werden muss.
In
der Erläuterung von Trier heißt es weiter: „Bei der Untersuchung der
angesprochenen Ereignisse von Marpingen ergaben sich für die Kommission auf
Grund der erhobenen Fakten und der eingeholten Gutachten allzu begründete
Zweifel an dem übernatürlichen Charakter der behaupteten Erscheinungen. Die
zusammengetragenen Beweismittel in ihrer Gesamtschau lassen nach der
einstimmigen Überzeugung der Kommission klar und deutlich erkennen, dass die Übernatürlichkeit
nicht feststeht. Detaillierte Angaben zu den Gründen, die für dieses Votum
ausschlaggebend waren, können aus Rücksicht auf die Persönlichkeitssphäre
der an den Geschehnissen beteiligten
Personen nicht an die Öffentlichkeit gebracht werden. Es werden daher auch
keine Namen genannt.“
Das
Ergebnis „dass die Übernatürlichkeit nicht feststeht“, ist als
solches gar nicht so schlimm. Es gibt von der Kirche her drei Urteilsmöglichkeiten:
Schlimm
wäre, wenn es hieße: „Es steht fest, dass die Ereignisse nicht übernatürlich
sind“. Das über Marpingen gefällte Urteil (Punkt b) lässt die Sache offen.
Enthielte das in Marpingen Geschehene etwas der Lehre der Kirche (grundsätzlich)
Widersprechendes oder stellte es eine Gefahr für das geistliche Leben dar, dann
wäre der Bischof verpflichtet die Gläubigen deutlich darauf hinzuweisen. Wäre
es schwerwiegend, dann bestünde auch ein Widerspruch darin, dass die Gebetsstätte
im Härtelwald erhalten bleiben soll. Diese Gebetsstätte mit errichteter
Kapelle ist ja erst durch die Ereignisse in Marpingen von 1876 entstanden. In
der Erläuterung des Dekrets heißt es: „Die Marienkapelle im Marpinger Härtelwald
behält den Charakter als Ort des Gebetes und der Verehrung der
Gottesmutter...“
In
einem offenem Brief des Bischofs an den Pfarrer von Marpingen, schreibt er:
„Marpingen ist seit vielen Jahrhunderten ein Ort der Marienverehrung. Der Härtelwald
ist vor über 100 Jahren eine Stätte des Gebetes und der Verehrung der
seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria geworden. Das soll auch so bleiben.
Deshalb ist es mir ein Anliegen der großen Zahl der Besucherinnen und Besucher
der Gebetsstätte Härtelwald die nötige seelsorgerliche Zuwendung zu geben...
Ohne solche Orte wäre die Kirche ärmer und das Glaubensleben kälter
und unfruchtbarer...“
Was
vielen Menschen Zweifel bereitet, ist, welche Personen Gott erwählt und wie
sehr er dabei die gegebenen Umstände (z.B. Temperament, Charakter,
Empfindlichkeit) berücksichtigt. Auch Inhalte von Botschaften erscheinen uns
anfangs oft unglaubwürdig. Als sich die Mutter Gottes in Lourdes die
unbefleckte Empfängnis nannte, wurde dies auch erst später angenommen. Dass
sie unbefleckt empfangen ist, das war klar, aber dass sie selber sich als die
unbefleckte Empfängnis bezeichnete, bereitete anfangs großen Zweifel. Unser
menschliches Denken und Deuten können wir nur in Demut und Gebet überwinden.
Wer über Gotteserfahrungen verfügt, wer ihn in seinem Leben erkannt hat, der
weiß sehr wohl, dass Gott so einfach wirkt, dass man leicht daran zweifeln
kann, dass er es ist. Sogar ein größeres Wunder braucht den Glauben. Die Gnade
baut auf die Natur (II Vat.), was bedeutet, dass Gott auf den einzelnen eingeht
und ihn auch mit seiner Eigenart und sogar Unvollkommenheit und Gebrechlichkeit
benutzt. Meistens geschieht es auf völlig unspektakuläre Weise – wobei wir
immer noch Menschen bleiben. „Das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um
die Weisen zuschanden zu machen,
und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu
machen.“ (1 Kor 1,27). In der Überhebung wird er immer unerkannt bleiben.
In
der Erläuterung gibt es den Hinweis, dass es in Rücksprache mit der Römischen
Glaubenskongregation und der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz
zu diesem Dekret kam. Hier kann ich nur meine persönliche Meinung äußern: Ich
denke, wie in anderen Fällen auch, wird Rom sich zu dieser Sache nicht geäußert
haben, denn dann wäre eine Stellungnahme veröffentlicht worden. Es ist bis
dahin auch nicht die Aufgabe der Glaubenskongregation eine Klärung herbeizuführen,
sondern Sache des zuständigen Bischofs. Eine Zustimmung auf den Bericht der
Untersuchung gibt es laut Trier auch nur von der Glaubenskommission der
Deutschen Bischofskonferenz.
Bischof
Dr. Reinhard Marx schließt sich in folgendem Punkt seinem Vorgänger an: „Damit
bleibt es bei der Anordnung von Bischof Dr. Hermann Josef Spital vom August
1999, dass in der kirchlichen Verkündigung weder formell noch materiell von
„Erscheinungen“ himmlischer
Personen in Marpingen, von „Seherinnen“ und von dort ergangenen
„Botschaften des Himmels“ gesprochen oder geschrieben werden darf.
Publikationen jedweder Art, die im Widerspruch zu dem oben genannten Dekret
stehen, dürfen in kirchlichen Räumen nicht verbreitet werden“.
Wir
sind es ja gewohnt, dass in kirchlichen Räumen und auch in der Verkündigung
vielerorts, nicht besonders viel von ähnlichen Dingen zu finden ist.
Sollte
die ganze Sache tatsächlich „inszeniert“ gewesen sein oder bloße
„Phantasie“, wäre es jedenfalls im Positiven sehr erfolgreich. Denn am
letzten Tag der Ereignisse, am 17. Oktober 1999, versammelten sich über 40.000
Menschen zum Gebet. Und der dabei herrschende Friede und die Freude wurde auch
von der Polizei als recht außergewöhnlich bezeugt. Die gehörten Worte waren
nicht nur für die Anwesenden, sondern auch für viele Menschen die sie später
lasen, eine große Hilfe zur Glaubensvertiefung, Gebetserneuerung, zu mehr
Aufmerksamkeit und Liebe zur Hl. Eucharistie, zum Kreuz und zur Beichte... .
Eine Familie z.B. sagte, sie habe sich durch Marpingen bekehrt. Durchweg sehr
positive Früchte. Neben der Katechese von Papst Benedikt XVI. beim
Weltjugendtag in Köln im vergangenen Jahr, war dies meines Wissens nach die größte
Katechese in den letzten Jahren in Deutschland.
Der
Eifer der Seelsorger, das Wissen der Theologen und der Beitrag, das Zeugnis und
Gebet der Gläubigen mögen zusammenwirken im Geist Gottes und so zum Sieg der
Wahrheit beitragen. Verlieren wir den Mut nicht!
Der
Triumph des unbefleckten Herzens Mariens hat begonnen und geht voran!
(Die Botschaften von Marpingen aus dem Jahre 1999 in Taschenbuchform mit zahlreichen Fotos und Ortsbeschreibung erhalten Sie beim Parvis - Verlag www.parvis.ch )
www.rufderliebe.org